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Chemie in Textilen: So schützt du dich!

Die Textilindustrie: 1kg Kleidung = 1kg Chemie

Kleidung geht uns alle an, denn wir tragen sie nun mal täglich auf unserer Haut. Mit unserer Kleidung tragen wir aber auch einen Berg an schädlichen Chemikalien mit uns herum. Diese sind nicht nur sehr schädlich für unseren Körper, sondern auch für unsere Umwelt. Was du dagegen tun kann, erfährst du hier.

 

Die Diskussion über gefährliche Chemikalien in unseren Lebensmitteln und unseren Kosmetika wir zum Glück schon sehr aktiv geführt. Die Alternativen sind hier Naturkosmetik und Lebensmittel aus biologischem Anbau, am besten regional produziert.

 

Doch wie sieht es mit unserer Kleidung aus? Wie stark ist unsere Chemikalienbelastung durch Textilien und gibt es Alternativen, auf die wir uns verlassen können?

ChemieGIGANT Textilindustrie

Ungefähr 6500 verschiedene Chemikalien werden im Produktionsprozess von Textilien eingesetzt. Für die Herstellung von 1 kg Kleidung werden etwa 1 kg Chemikalien verwendet. Über den Herstellungsprozess der Textilien hinweg, werden bei jedem Produktionsschritt diverse Chemikalien hinzugefügt, die dafür sorgen sollen, dass die Textilien verschiedene Eigenschaften haben, wie beispielsweise wasserabweisend.

 

Laut Global 2000 werden – Stand 2023 – weltweit 80 Milliarden Kleidungsstücke jährlich hergestellt, wobei 1,2 Milliarden Tonnen Klimagase produziert werden. „Damit ist die Textilindustrie für 5-10 % der globalen Klima-Emissionen verantwortlich. Das ist mehr als die Flug- und Schifffahrtsindustrie zusammen.“ (1)

Chemikalien bereits in den Rohmaterialien

Bereits bei den Rohmaterialien – selbst bei Naturfaser – kommen Chemikalien zum Einsatz, bevor diese in einem nächsten Schritt zu Textilfasern weiterverarbeitet werden.

 

TIERISCHE NATURFASER

Was so schön natürlich klingt, hat mit Natürlichkeit nicht mehr wirklich viel zu tun. Bei der Verarbeitung von Wolle, müssen Schafe teilweise als lebende Tiere sogenannte „Pestizidbäder“ nehmen. Sie werden sozusagen durch eine Pestizid-Waschstraße geschickt. Dadurch können Parasiten in der Wolle vermieden und die Reinheit der Wolle erhöht werden. Nicht zu ermessen, was das für die Gesundheit dieser Schafe heißt…

 

PFLANZLICHE NATURFASER

Bei der Herstellung von konventioneller Baumwolle, kommen enorme Mengen an Pestiziden zum Einsatz. Eine Alternative hierzu ist die ökologisch produzierte Baumwolle, die zumindest schadstoffarm ist.

Natürliche Chemiefaser

Bei der Erzeugung von natürlicher Chemiefaser wie beispielweise Bambus oder Cellulose muss der Rohstoff zuerst chemisch aufbereitet werden, bevor er zur Textilfaser verarbeitet werden kann. Für diesen prozess wird nicht nur viel Chemie, sondern auch viel Energie benötigt.

 

SYNTHETISCHE NATURFASER

Diese künstliche Faser wird auf Erdölbasis gewonnen und besteht zum größten Teil aus Plastik. Bei synthetischen Textilien handelt es sich oft um Kleidung, der besondere Funktionen erfüllen sollte, beispielsweise schnell trocknende Kleidung. Um die Ansprüche an diese Art von Textilien erfüllen zu können, werden für den Menschen und die Umwelt schädliche Zusatzstoffe eingesetzt.

 

RECYCELTE CHEMIEFASER

Das Recyceln von Chemiefaser ist der Versuch, die Kreislaufwirtschaft in der textilen Industrie nachhaltiger zu gestalten. Jedoch birgt dieser Versuch einige Herausforderungen wie beispielsweis die chemischen Altlasten aus den Ursprungsprodukten (beispielsweise recycelte PET-Flaschen). Diese chemischen Rückstände werden dann leider oftmals in das neue Kleidungsstück eingearbeitet. Und natürlich braucht es auch bei diesem Prozess viel Energie und Chemie, um aus einer Plastikflasche eine Textilfaser zu machen.

Chemikalien in der Herstellungsphase

 

Bis die Kleidung für den Transport bereit ist, kommt es in der Herstellungsphase zu vier verschiedenen Produktionsschritten (Vorbereiten, Färben, Waschen, Ausrüsten), bei welchen die unterschiedlichsten Chemikalien zum Einsatz kommen.

 

1. VORBEREITUNG DER FASER

Bei der Vorbereitung der Faser kommen vor allem Bleich- und Lösungsmittel sowie starke Säuren und Basen zum Einsatz.

Lösungsmittel sollen vor allem für zwei Dinge. Zum einen soll die Farbe beim Färben der Textilien besser eindringen können, zum anderen sollen Chemierückstände – spezielle bei synthetischen Fasern – entfernt werden. Das Problem an der Sache ist aber, dass sich Lösungsmittel über die Luft verteilen, sich somit in der Umwelt anreichern, schwer abbaubar sind und unsere Ozonschicht schädigen.

 

2. TEXTILIEN FÄRBEN

Die verwendeten Farbmittel, die synthetisch hergestellt werden,  verbleiben nicht nur in den Textilien, sondern gelangen auch in die Abwässer der Textilfabriken, was für Mensch, Tier und Umwelt schädlich ist. Zudem setzen diese synthetischen Farben aromatische Amine frei, die krebserregend und allergen und somit dem Immunsystem und Nervensystem schaden können. Am schädlichsten gelten die Azofarbstoffe. (2)

 

3. DAS WASCHEN DER KLEIDUNG

Wenn die Kleidung gewaschen wird, sollen die Tenside in den Waschmitteln dafür sorgen, dass die Oberflächenspannung der Textilien nachlässt, damit sich Schmutz schneller löse kann. Diese Tenside können die Haut reizen, allergen wirken und können die lebenden Organismen im Grundwasser schädigen.

 

4. DAS AUSRÜSTEN DER KLEIDUNGSSTÜCKE: WENN FUNKTION ZÄHLT!

Wenn die Kleidung spezielle Funktionen erfüllen soll, kommen immer Zusatzstoffe wie Beschichtungen, PFAS/PFCs, Flammschutzmittel, Konservierungs- und Anti-Schimmel-Mittel zum Einsatz.

 

PFAS sind sogenannte Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Diese werden industriell hergestellt und wirken wasser-, fett- und schmutzabweisend. Ihre Einsatzgebiete sind daher unter anderem Outdoorbekleidung und Schuhe, aber auch Zelten und, sie kommen als Imprägniersprays zum Einsatz.

 

PFAS sind kaum abbaubar und reichern sich daher nicht nur in der Umwelt sondern auch im Menschen an. Daher werden sie auch als „Forever chemicals“ bezeichnet – sie bleiben hartnäckig bestehen und durch deren Verbreitung über Luft, Regen, Schnee oder auch die Meeresströmungen, wurden Rückstände sogar an Orten wie der Arktis aufgefunden. PFAS haben viele sehr ungünstige Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wie beispielsweise chronische Darmerkrankungen, Schädigungen der Leber, erhöhte Cholesterinwerte, Schwächung des Immunsystems, Erkrankungen der Schilddrüse, Hormonelle Störungen, Nieren- und Hodenkrebs oder auch Bluthochdruck während der Schwangerschaften.

 

Da sie so schwer abgebaut werden, werden sie auch als. PFAS werden überall auf der Welt durch Luft, Regen, Schnee und Meeresströmungen verteilt. Sie verunreinigen Böden und Gewässer und sind bereits auch an Orten wie der Arktis auffindbar.

 

Konservierungs- und Anti-Schimmel-Mittel

Damit es während langer Transwortwege und der Lagerung er Textilien nicht zu Schimmelbefall kommt, wird die fertige Kleidung oftmals mit Konservierungsmitteln wie Formaldehyd bespüht, das als krebserregend eingestuft ist. Als Antischimmelmitteln kommen meist Phenole und Chlorophenole zum Einsatz, die gefährlich für die Haut sein können und sich in der Umwelt anreichern.

Vor hoher Chemikalienbelastung schützen!

Um deine Gesundheit nicht zu gefährden ist es wichtig, dass dich und deine Liebsten vor dieser Chemiebelastung schützt. Global 20001 nennt hierfür 4 Punkte, die wir als sehr nützlich empfinden und noch minimal ergänzen:

 

1. VERMEIDEN

  • Textilien die stark chemisch riechen
  • Textilien mit Aufdrucken, da der verwendete Kunststoff durch Zugabe von Weichmachern und Stabilisatoren weicher und formbar gemacht wird
  • Textilien die für bestimmte Funktionen der Kleidung gekennzeichnet sind wie bügelfrei, antistatisch, knitterarm, flammen- und mottenresistent. Um so weniger Funktion, desto weniger Zusatzstoffe.

 

2. REDUZIEREN

  • Kaufe nur, was du auch wirklich brauchst, da du somit die Chemikalienbelastung in Summe reduzierst und einen aktiven Beitrag für die Umwelt leistest
  • Ausmisten
  • Weniger stark gefärbte Kleidung kaufen

 

3. WIEDERVERWENDEN

  • Secondhand bevorzugen – durch das häufige Waschen und die Verwendung ist die Chemikalienbelastung oft bereits niedriger, sofern eine vernünftiges Waschmittel verwendet wurde
  • Alte Kleidung wieder oder in anderer Form (Upcycling) benutzen oder im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis tauschen
  • Reparieren/ Flicken statt neu kaufen

 

4. FAIR UND BIOLOGISCH PRODUZIERTE KLEIDUNG KAUFEN

  • Kleidung aus biologischer Baumwolle oder anderen biologischen Naturfasern kaufen
  • Auf geprüfte Labels wie GOTS oder das EU-Eco-Lable achten

 

GENERELLE EMPFEHLUNGEN

·       Neu gekaufte Kleidung vor Benutzung UNBEDINGT WASCHEN, gerne auch mehrmals

·       Auch beim Waschmittel darauf achten, dass es biologisch und tensidfrei ist

·       Wenn das Waschen nicht gleich möglich ist, bis zum Waschen im Freien auslüften lassen

·       Ungewaschene Kleidungsstücke für die Anprobe nur sehr kurz tragen und anschließend am besten duschen

·       Qualität ist besser als Quantität

·       Möglichst regional kaufen und besonders lange Transportwege vermeiden

·       Auf Gütesiegel achten

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1 & 3 https://www.global2000.at/chemikalien-der-kleidung: Stand: 2. September 2023

2 In der EU sind seit 2009 alle Azofarbstoffe mit toxischen Bausteinen verboten.

 

 

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